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Bitcoin-Krise: Wenn kollektive Intelligenz versagt

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Die letzten Wochen waren dramatisch für die Digitalwährung Bitcoin, deren Gesamtwert zuletzt auf sieben Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, und über Nacht überschlugen sich die Ereignisse. Aufgrund einer Sicherheitslücke setzen weltweit Bitcoin-Börsen ihren Betrieb aus, die Zukunft der größten Börse Mt. Gox ist ungewiss – die Site ist seit gestern Nacht nicht mehr erreichbar. Die Krise zeigt mustergültig den großen Schwachpunkt der dezentralen Währung: Die Menschen, die sie nutzen.

Betroffen war auch der deutsche Marktplatz Bitcoin.de, der ein Handelsvolumen von etwa sechs Millionen Euro hat. Es gab eigentlich nur eine kleine Sicherheitslücke im Bitcoin-Algorithmus, erinnert sich Oliver Flaskämper, Gründer von Bitcoin.de. Aufgrund dieses Fehlers war es Betrügern möglich, Details einiger Überweisungen zu manipulieren.

Eine Flut an falschen Informationen

Während die Sicherheitslücke zuvor als eher theoretisches Problem diskutiert wurde, wurde in den letzten Wochen aus der Theorie betrügerische Praxis. Am Montag, dem 10. Februar, machte die Börse Mt. Gox in einer Pressemitteilung als erste darauf aufmerksam. In den nächsten Tagen wurde das gesamte Bitcoin-Netzwerk gezielt mit falschen Informationen geflutet. Allerdings konnte letztlich nur in begrenztem Umfang Schaden angerichtet werden. Denn weder der Empfänger noch der Betrag einer Überweisung konnten verändert werden. Manipulierbar war lediglich die Transaktions-ID, eine Meta-Information, die eine korrekte Zuweisung ermöglicht. Die betroffenen Transaktionen wurden zwar korrekt ausgeführt, für die Absender sah es allerdings so aus, als wären sie nicht bei den Empfängern angekommen.

Bei Bitcoin.de beschwerten sich etwa 100 Nutzer über Unregelmäßigkeiten. Flaskämper und Kollegen überprüften alle Beschwerden manuell und stießen auf 43 manipulierte Transaktionen, die sie im Nachhinein korrigierten. “Weder Bitcoin.de noch unseren Nutzern sind Bitcoins abhanden gekommen”, betont Flaskämper. Ab Dienstagabend wurden trotzdem zur Sicherheit alle Bitcoin-Transaktionen deaktiviert, auch viele andere Börsen haben das getan. Innerhalb kurzer Zeit war ein Software-Update verfügbar, das solche Manipulationen in Zukunft verhindern soll. Seit Donnerstag abend läuft Bitcoin.de wieder wie gehabt.

Die größte Bitcoin-Börse steht vor dem Bankrott

Grund zur Sorge bietet aber nach wie vor die größte Bitcoin-Börse Mt. Gox, auf der mehr als 40 Prozent des gesamten Bitcoin-Volumens gehandelt wird. Bitcoin-Insider vermuten, dass Transaktionen dort unter Umständen ungeprüft mehrmals losgeschickt wurden, so dass sich Betrüger tatsächlich bereichern konnten und Mt. Gox Geld in unbekannter Höhe verloren hat.

Der Bitcoin-Kurs auf Mt. Gox fiel seit Anfang Februar von rund 900 auf unter 150 US-Dollar und hat sich seither nicht nennenswert erholt. Nun scheinen sich die seit einiger Zeit kursierenden Gerüchte über eine baldige Insolvenz der Börse zu bewahrheiten: Seit gestern nacht ist die Site nicht mehr erreichbar, der Twitter-Feed wurde gelöscht. Aktuell ist unklar, ob und wie es mit Mt. Gox weitergehen und welche Konsequenzen ein Bankrott haben könnte. Andere Bitcoin-Börsen haben sofort mit einer gemeinsamen Erklärung reagiert und betonen, dass es sich beim Crash von Mt. Gox um einen Einzelfall handelt, der keinen nachhaltigen Einfluss auf die Cyber-Währung haben werde. Zu befürchten ist aber, dass nicht nur viele Bitcoin-Investoren ihr Geld verlieren werden, sondern auch, dass das Vertrauen in die Kryptowährung nachhaltig beschädigt wird. Ob sich das digitale Geld von dem sich abzeichnenden Debakel erholen kann, ist derzeit nicht abzusehen.

Schwachstelle Mensch

Das mittlerweile gelöste Problem der fehlgeleiteten Transaktionen zeigt zudem einen weiteren Schwachpunkt der Währung, die ohne zentrale Steuerung auskommt: Die viel beschworene “kollektive Intelligenz” der Bitcoin-Gemeinde kann auch versagen. Die Sicherheitslücke im Bitcoin-Algorithmus war schon seit gut zwei Jahren bekannt, sie wurde aber nicht ernst genommen. Zumindest so lange nicht, bis Leute mit hinreichend krimineller Energie den Fehler für sich zu nutzen versuchten.

Anders gesagt: Einig Handvoll Betrüger war ganz einfach schlauer und schneller als die vielen, die das System vor Missbrauch schützen wollen.

(Das ZDF ist für den Inhalt externer Internetseiten nicht verantwortlich)

Bild: Der Höhenflug der Cyberwährung Bitcoin scheint vorerst gestoppt zu sein. (Bild: Flickr-Nutzer Credit: Flickr-Nutzer BTC Keychain, CC by 2.0)


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